Interview mit Sofiane Zibouche, Mathematiklehrer in der Sekundarstufe 2
Sofiane Zibouche ist ein unauffälliger, eher schmaler Mann mit rabenschwarzem Haar und Bart, dessen schwarze Augen hinter der Brille funkeln. Er ist keine Person, die sich auf den ersten Blick aufdrängt, aber ein wenig Feingefühl wird schnell eine innere Stärke erkennen. Im Gespräch mit ihm zeigt sich eine tiefe Kenntnis der Schüler, mit denen er zu tun hat.
Er wusste schon immer, dass er unterrichten wollte, wobei ihm die zwischenmenschlichen Beziehungen wichtig waren. Nach einer guten Schulbildung machte er in Ann einen Technikerabschluss und anschließend einen Master in Physik und Chemie. Er unterrichtete Naturwissenschaften an einem Berufsbildungszentrum und war parallel dazu als Sporttrainer tätig. Anschließend unterrichtete er vier Jahre lang an einer Maturitätsschule in Lausanne. Diese Schule war in erster Linie auf "Leistung" ausgerichtet, was seiner Meinung nach auf Kosten der Schüler ging. Dann, vor drei Jahren, entschied er sich aufgrund einer Anzeige der Steiner-Schule, sich dort zu bewerben. In unserer Schule traf Sofiane auf den Stil, der ihm entsprach: die Sorge um den Schüler, das vermittelte Wissen im Dienste des Aufbaus des Wesens. So fühlte er sich sofort wie ein Fisch im Wasser.
Sofiane, verheiratet und Vater von zwei kleinen Söhnen, stammt aus einer algerischen Familie, in der der Vater, ein Industriearbeiter, seinen Kindern stets den Geschmack oder die Tugend der guten Arbeit vermittelt hat. Seine Geschwister haben ebenfalls eine solide Ausbildung absolviert und sind im Bildungswesen oder in juristischen Berufen tätig. Als Kind und später als junger Mann hat er immer in der Nähe von Menschen aus allen Nationen gelebt: Asien, Afrika, andere europäische Länder, und darauf führt er sein Gefühl zurück, dass er sich hier wohlfühlt und gewissermaßen die Welt bereist hat, während er in der Region bleibt.
Handarbeit und praktische Arbeit haben ihn schon immer fasziniert, und Sofiane Zibouche bedauert es sehr, dass er in seiner eigenen Schulzeit keine Handarbeit hatte. Er stellt fest, dass dieJugendlichen in der Steinerschule durch die künstlerischen Fächer - vor allem Theater - und die Tatsache, dass sie mehrere Jahre mit derselben Klasse zusammenbleiben,eine viel reichhaltigere soziale und menschliche Situation vorfinden als in anderen Schulen. Er findet, dass sie das Zeitgeschehen bewusster wahrnehmen, mit einem feineren Bewusstsein als anderswo.
Er ist der Meinung, dass Konzentration, Fleiß und Ausdauer durch praktische Fächer gefördert werden, in denen das Ergebnis oft die ganze Arbeit verdeckt, die dahinter steckt. Er selbst - der sich selbst als wenig künstlerisch einschätzt - findet manchmal, dass ein mathematisches Ergebnis, die Lösung eines Problems oder dasErstellen einer Formel eine gewisse Schönheit haben kann. Das erstaunt seine Schüler...
Austausch, verfasst von François GAUTIER